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Wie soll sich Kirche reformieren?

Am 31. Oktober 1517 soll in der Elbestadt Wittenberg der Mönch Martin Luther an der Schlosskirche 95 Thesen veröffentlicht haben. Die Überlieferung erzählt, dass der damals 33 jährige Theologe ein Papier an das Tor des Gotteshauses nagelte. Es war der Beginn der Reformation.

Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation durch den Thesenanschlag Martin Luthers vor nunmehr 504 Jahren. Der Begriff „Reformation“ bedeutet Erneuerung.

Luther selbst hat eine immerwährende Erneuerung seiner Kirche angemahnt. Und so kann der Reformationstag durchaus ein Anlass sein, neben der wünschenswerten Rückbesinnung auf die Reformation auch über Veränderungen in unserer heutigen Kirche nachzudenken.

Wie soll die evangelische Kirche im 21. Jahrhundert aussehen? Was braucht sie, um ihren Auftrag in einer sich rasant verändernden Gesellschaft auch weiterhin erfüllen zu können, ohne sich dabei von dem zu entfernen, was die Reformatoren im 16. Jahrhundert als grundlegend erkennt haben?

Kirche wandelt sich - auch heute

Die Reformation wurde von Martin Luther und seinen Mitstreitern angestoßen und vorangetrieben. Aber sie war zugleich auch eine Bewegung, die sich von einer breiten Strömung in der Bevölkerung getragen wusste. Sie war erfolgreich, weil sie in ihrer Rückbesinnung auf biblische Wahrheiten und der Forderung nach Beseitigung von Missständen in der damaligen Kirche einem Bedürfnis vieler Menschen entgegenkam. Sie beförderte einen gesellschaftlichen Wandel, dessen Auswirkungen noch heute spürbar sind.

Reformation: Nur Rückgang der Mitgliedszahlen?

Wenn wir jetzt wieder über Erneuerungen in der Kirche nachdenken, sollte es dann nicht naheliegen, sich an diesem Vorbild zu orientieren? Zur Zeit führen wir in der evangelischen Kirche eine intensive Diskussion um die Modernisierung von Strukturen. Dies ist notwendig, findet im Wesentlichen aber doch nur innerkirchlich statt. Auslöser dieses Prozesses ist letzten Endes der scheinbar unaufhaltsame Rückgang der Mitgliederzahlen.

Wo aber liegen die eigentlichen Ursachen dieser bedenklichen Entwicklung? Könnte es nicht sein, dass der aktuelle Reformbedarf auch damit zusammenhängt, dass wir in der Kirche nicht immer eine wirklich gute Antwort auf die drängende Frage haben, was unser christlicher Glaube und die Mitgliedschaft in einer Kirche heute den Menschen in ihrem Alltag konkret an Hilfe, Unterstützung und Zuwendung zu bieten haben?

Ich lade Sie herzlich ein, dass wir hierüber miteinander ins Gespräch kommen und
wünsche Ihnen einen gesegneten Reformationstag.

 

Dr. Wolfgang Wörner ist Präses des Evangelischen Dekanates an der Dill

 

 

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